Cassandras Schwangerschaft wird von Komplikationen überschattet. Sie und ihr Ungeborenes überleben knapp. Zum Schutz ihres Mädchens sind jegliche Anstrengungen tabu, das schließt Cassies Hexenfähigkeiten mit ein.

Philipp, ihr Lebensgefährte, zieht sich zurück. Hängt sein abweisendes Verhalten mit einem Fall zusammen, in dem er als Polizist ermittelt? Oder sind alte karmische Wunden aufgebrochen?

 

Die Situation spitzt sich weiter zu. Philipp verpasst die Geburt seiner Tochter und verschwindet spurlos. Schafft es Cassie, zerrissen in Liebe und Schmerz, mit Hilfe ihrer Magie in Erfahrung zu bringen, was mit ihm geschehen ist?

 

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Leseprobe:

Warnungen - Spätmittelalter

Herrlicher Sonnenschein flirrte über die Natur. Versonnen trat ich in den Garten, wollte zum Essen einen Salatkopf ernten. Ich erfreute mich nicht nur an dem warmen Sommertag, sondern ich blickte mit stolz geschwellter Brust über das Stück Land, das ich bewirtschaften durfte. Es war nicht groß, aber genug, um Gemüse und Kräuter anzubauen, die eine gute Ernte versprachen und wo ich monatelang aus den gewonnenen Vorräten schöpfen konnte. Johannes durfte das Grundstück seit diesem Frühjahr sein Eigen nennen. Über Wochen hatte mein Liebster geschmiedet, ein neues Zugangstor und die Einzäunung für das Areal der Kirche und des Friedhofes fertiggestellt. Heroisch ragten dunkle Spitzen mit Goldglanz empor, aufgelockert von feinen Verschnörkelungen. Im gesamten Ort hörte man Lobesworte der Einheimischen, die sich an dieser Kunst erfreuten.

So war anstatt von Münzen das Land ein Dankeschön höchstpersönlich vom Klerus für Johannes’ herausragende Arbeit gewesen. Im Besonderen freute uns der Umstand, dass unsere Schützlinge – Amalia und Albrecht, der bei unserer Hochzeit als Trauzeuge fungiert hatte, nur zwei Gehstunden entfernt wohnten. Ich blickte auf den Bronzering an meinem Finger. Das geflochtene Muster erinnerte an einen Zopf. Für jeden trug ich sichtbar das Zeichen, dass ich das rechtmäßige Weib an Johannes’ Seite war. Mathilda Waidhütter.

Wohlweislich hielt ich mich in der Gemeinde im Hintergrund. Mein verräterisches rotes Haar dunkelte ich stets aufs Neue mit dem Sud aus Eichenrinde nach, um nicht in den Fokus zu geraten. So konnte ich bei Johannes und fern der ehemaligen Heimat den angestammten Geburtsnamen verwenden. Es gab niemanden in der Gegend, der mich mit der Hexe Mathilda in Verbindung bringen könnte, die offiziell längst den Feuertod gefunden hatte. Eine andere musste diese Qualen an meiner statt ertragen … Ich schluckte und schob eine Haarsträhne hinters Ohr, wollte an so einem herrlichen Tag mich nicht von schweren Gedanken ablenken lassen. Hier und heute gab es für mich ein neues Leben – eine Zukunft! Ich vertraute darauf, dass es die Heiligen waren, die mir dieses irdische Verweilen auf der Erde schenkten.

Ein warmer Sonnenstrahl durchflutete mich. Ich ging ein paar Schritte und bückte mich. Mit einem gekonnten Schnitt erntete ich den größten Salatkopf. Wenn alles gutging, würde Johannes zeitiger heimkommen. Nicht, weil er mit einem Schmiedeauftrag fertig geworden wäre, sondern heute stand sein Frondienst beim Klerus an. Aus Dankbarkeit aufgrund der großzügigen Überlassung des Landes sah Johannes beizeiten in dessen Wäldern nach dem Rechten. Er achtete darauf, wie sich der Wildbestand entwickelte und teilte der Geistlichkeit mit, wie viele Tiere entnommen werden konnten. Leider gab es zuweilen Probleme mit Wilderern. Denen war es egal, was vor die Flinte lief. Sie schossen rücksichtlos und trieben Schwarzhandel mit dem kostbaren Fleisch.

Ungeachtet dessen liebte mein Gemahl diese Tätigkeit. Fauna und Flora schenkten ihm eine Freiheit, die ihn stets mit einem Glitzern in den Augen heimkehren ließ. Dazu war er oft bepackt mit Schätzen der Natur. Ob Harz, Beeren oder Pilze, um mir eine Freude bereiten zu können.

Ich richtete mich auf, ein Stich durchfuhr meinen Leib und ließ mich zusammenkrümmen. Mir glitten das Schneidwerkzeug und der Salat aus den Händen. »Johannes?!«, keuchte ich, weil sein Name in die Gedanken schoss. Nach wie vor brannte es in meinen Eingeweiden. Ich presste die Hände auf den Bauch. Nein, die Qual ging nicht von mir aus, sondern lag an unserer Verbindung. Er war es, der litt!

Suchend schaute ich mich um, horchte. Keine Rufen, nicht einmal ein Zwitschern der Vögel oder ein Summen der Insekten. »Johannes!«, schrie ich hysterischer, während mir eiskalter Schweiß ausbrach!

Ich sackte auf die Knie. »Johannes …« Nun war sein Name ein Wispern, eine dunkle Vorahnung, die mir die Tränen in die Augen trieb. Ich fühlte sein klebriges Blut, als würde es an meinem Leib hinabfließen.

»Johannes …«

 

Anfang Juli 2022

Erschrocken fuhr ich empor!

»Cassandra, was ist mit dir?«, nuschelte Philipp an meiner Seite.

Gut, er war da! Aber der Traum, der Schmerz, dieses klebrige Gefühl! Adrenalin schoss durch meine Adern, sodass der Herzschlag donnernd in den Ohren hallte. Philipp schaltete das Licht ein.

»Hattest du einen Albtraum?« Seine Stimme klang mitfühlend.

Ich konnte ihm nicht antworten, blieb wie paralysiert im Bett sitzen. Meine Aufregung wollte nicht weichen. Es stimmte etwas nicht! Ich spürte es genau, zwischen den Beinen! »Blut!«, stieß ich aus, obwohl ich gar nicht nachgesehen hatte.

»Blut?« Philipp schob die Decke zur Seite. »Blut!« Panik lag in seiner Stimme! Er stob aus dem Bett.

»Schafgarbe – hol die Schafgarbentinktur!«, wisperte ich mit fremder Stimme, als würde sich jemand anderer meiner Worte bedienen.

»Rühr dich nicht, bleib liegen … ich ruf die Rettung!«

Kraftlos fiel ich zurück in die Kissen. Ich blutete! War ich dabei unser Kind zu verlieren? Jetzt, obwohl die Hälfte der Schwangerschaft geschafft war? »Bleib bei mir, meine Kämpferin Renilda!« Ich legte die Hände auf den Unterbauch.